geschlechtliche Identitäten

Auf dieser Seite geht es um geschlechtliche Identitäten. Alle Menschen haben eine Geschlechtsidentität: Sie ist das innere Wissen darüber, welches Geschlecht man hat. Auf dieser Seite werden dir Begrifflichkeiten und Bezeichnungen erklärt, die es rund um das Thema Geschlecht und Geschlechtsidentität gibt. Diese Liste ist nicht vollständig, weil das Thema von vielen Menschen dauerhaft besprochen wird. Dabei entstehen neue Bezeichnungen oder Begriffe werden abgewandelt, denn die Sprache und die Worte, die wir verwenden, sind veränderbar. Wenn dir ein Wort in unserer Auflistung hier fehlt, kannst du uns gern jederzeit Bescheid geben!

Wie viele Geschlechter gibt es denn?

Diese Frage lässt sich nicht mit einer Zahl beantworten. Geschlecht ist vielfältig, mit vielen Möglichkeiten zwischen und außerhalb von männlich und weiblich. Das eigene Geschlecht fühlt sich für jeden Menschen anders an. Bei manchen Menschen ändert sich dieses Gefühl im Laufe ihres Lebens und für manche Menschen ist es überhaupt kein wichtiger Teil der eigenen Identität. Viele können sich in den vorhandene Kategorien “männlich, weiblich, divers” einordnen, andere können oder wollen das nicht.
Deswegen gibt es auf diese Frage keine einfache Antwort.

Um zu verstehen, was es mit Geschlechtsidentitäten auf sich hat, ist es wichtig zu wissen, was das empfundene und das zugewiesene Geschlecht ist:

Empfundenes und zugewiesenes Geschlecht

Bei der Geburt wird dem Neugeborenen ein Geschlecht durch das medizinische Personal oder Geburtshelfer*innen zugewiesen. In den meisten Fällen passiert das nur über die Beurteilung der äußeren Geschlechtsorgane. Nicht direkt sichtbare Aspekte werden hier in den meisten Fällen nicht berücksichtigt, das kann zum Beispiel die Zusammensetzung der Hormone im Körper sein. Die Geschlechtszuweisung wird dann zum amtlichen Geschlecht einer Person. Es wird also in die Geburtsurkunde eingetragen („männlich“, „weiblich“, „divers“, „ohne Angabe“). Davon zu unterscheiden ist das empfundene, das psychische Geschlecht. Es beschreibt das Wissen um das eigene Geschlecht und/oder das Zugehörigkeitsgefühl zu einem Geschlecht. Das empfundene und das zugewiesene Geschlecht können übereinstimmen oder auch nicht.

Mit diesem wichtigen Vorwissen können jetzt also hoffentlich die folgenden Bezeichnungen verstanden werden:

Cis

(gesprochen: Ziss) Cis wurde als Gegenbegriff zu trans erfunden, um damit Menschen beschreiben zu können, die sich mit dem Geschlecht, dass ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde wohlfühlen und dieses als passend empfinden.  Das kann zum Beispiel so sein: Als Robin geboren wurde, haben die Ärzt*innen, ihre Eltern und Geburtshelfer*innen gesehen, dass Robin eine Vulva hat. Sie haben daraufhin gesagt: “Robin ist ein Mädchen.” Jetzt ist Robin schon 14 und denkt darüber nach und kommt zu dem Ergebnis: “Ja, stimmt, ich bin ein Mädchen. Ich fühle mich wohl mit der Bezeichnung. Mein damals bei meiner Geburt zugewiesenes Geschlecht passt zu dem, wie ich mich fühle.”

Trans / transgender

Trans/ transgender: hier vorlesen lassen

(gesprochen trans / trans-dschen-der) Trans oder transgender werden Menschen genannt, denen ein Geschlecht zugewiesen wurde, das aber gar nicht – oder nicht nur – zu ihnen passt. Sie fühlen sich mit dem zugewiesenen Geschlecht nicht wohl und wissen, dass sie ganz oder teilweise ein anderes Geschlecht haben, unabhängig von ihrem Körper. Manche Personen, die so fühlen, lassen ihre Geschlechtsmerkmale durch eine Operation an sich angleichen. Manche ziehen sich so an, wie sie ihr Geschlecht fühlen. Und manche Menschen bleiben einfach wie sie sind und sind trotzdem trans. 

Das kann zum Beispiel so sein: Luca ist ein Mädchen. Als sie geboren wurde hat der Arzt gesagt: “Dieses Baby ist ein Junge, weil es einen Penis hat.” Jetzt ist Luca aber schon älter und setzt sich mit sich und ihrem Geschlecht auseinander und stellt fest: “Ich bin kein Junge, der Arzt hat sich geirrt. Ich bin ein Mädchen.”

Inter

(gesprochen: Inter)

Allen Menschen wird bei der Geburt ein Geschlecht zugewiesen. Häufig wird gesagt: wenn das Baby eine Vulva hat, ist es weiblich, hat es einen Penis ist es männlich. Es gibt aber auch Menschen, die als männlich geltende UND als weiblich geltende Merkmale aufweisen. Bei Ihnen kann also nicht (nur) eine von den beiden Kategorien gelten. Muss es auch gar nicht! Inter-Personen haben ihr eigenes Geschlecht und seit 2018 kann auch die Angabe “divers” in die Geburtsurkunde eingetragen werden. Bei Intergeschlechtlichkeit geht es aber nicht nur um äußere Merkmale des Körpers, die man sehen kann. Geschlecht hat auch immer etwas mit Hormonen und Chromosomen zu tun, die im Körper vorhanden sind. Die hat jeder Mensch. Bei inter Personen ist es also auch möglich, dass die Zusammensetzung von Hormonen und Chromosomen nicht eindeutig “männlich” oder “weiblich” ist. Intergeschlechtlichkeit hat sehr viele verschiedene Aspekte, die beachtet werden können.

 

Das kann zum Beispiel so sein: Charlie hat einen Penis. Und Charlie hat im Bauch eine Gebärmutter. Charlie ist inter und hat im Personalausweis als Geschlecht “divers” stehen und findet es super.

Non-binary / Nicht-binär

(gesprochen: Nonn-beineri / nicht-binär)
„Binär“ heißt auf lateinisch „zwei“ und meint beim Thema Geschlecht, dass in unserer Gesellschaft genau zwei Geschlechter anerkannt sind (männlich und weiblich). Nicht-binäre Menschen passen nicht in dieses Zweiersystem. Sie können und wollen sich weder bei den einen, noch bei den anderen einsortieren. Geschlecht hat eben viele Facetten. Die nicht-binäre Geschlechtsidentität einer Person hat nichts damit zu tun, was ein Mensch für körperliche Geschlechtsmerkmale hat.

Das kann zum Beispiel so sein: Sascha ist kein Mädchen und auch kein Junge. Sascha fühlt sich mit den beiden Kategorien nicht wohl, weil keine von beiden zu Sascha passt. Sascha sagt: “Ich bin nicht-binär.”

Agender

(gesprochen: A-dschen-der)

Agender ist ein Begriff, der als “ohne Geschlecht” übersetzt werden kann. Agender kann eine Form von nicht-binärer Identität sein oder aussagen, dass die Person keine Geschlechtsidentität hat, sich also ohne Geschlecht fühlt.

 

Das kann zum Beispiel so sein: Alex ist groß, hat braune Augen und dunkelbraune Haare. Alex fühlt sich sehr wohl in seinem Körper. Alex fühlt sich nach keinem Geschlecht. Alex ist nicht männlich, nicht weiblich, nicht nicht-binär, nicht trans, nicht cis. Alex ist einfach Alex.

Queer

 (gesprochen: kwiir)

Queer ist ein Wort für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. Es kann damit als Überbegriff für alle sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten gelten, die nicht der gesellschaftlichen Norm von Geschlecht und Sexualität entsprechen. Queer gilt jedoch auch als Kritik daran, dass in unserer Gesellschaft oft nur an zwei Geschlechter gedacht wird (männlich und weiblich).  Der englische Begriff „queer“ (auf deutsch: seltsam, sonderbar, leicht verrückt, gefälscht, fragwürdig) war ursprünglich ein Schimpfwort, mit dem Schwule abgewertet wurden, wird aber heute von queeren Menschen genutzt, um sich selbst zu bezeichnen und dem Wort damit wieder eine positive Bedeutung zu geben. 

 

Das kann zum Beispiel so sein: Maxi ist schwul und trans. Er liebt lesen, zum Boxen gehen und Make-up. Maxi fühlt sich wohl in seiner Haut, aber er weiß auch, dass er mit seiner Lebensweise von der Mehrheit der Menschen abweicht. Das findet Maxi super und sagt: “Ich bin queer und das ist genau richtig so!”